Predigt für Marie-Luise

Beerdigung von Marie-Luise Milz aus Gahma, geb.5.3.1991 in
Ebersdorf, gest. 5.4.2002 in Neuenburg v.d.Wald(Bayern) am
Freitag, 12.4.2002 in Gahma

Lieder:
Leichenhalle: 361
Grab: 115
Kirche: 450, 408, 171

T: Jes. 9,l

Liebe Petra, lieber Hans-Joachim, lieber Pierre, liebe Nadja;
liebe Familie Milz und Hofmann, liebe Trauergemeinde!

Wir sind erschrocken über den tragischen Tod von Marie-Luise und trauern mit Euch um Euer Kind. Der Schreck lastet auf uns und Eure Trauer hat uns mit ergriffen. Es ist schwer zu begreifen, was der Verstand schon weiß. Am vergangenen Freitag, am 5.April ist Marie-Luise bei einem Reitunfall vom Pferd gestürzt und unmittelbar darauf in Euren Armen gestorben. Alle erdenkliche Hilfe war zur Stelle, aber es gab keine Rettung. Unsere kleine Schwester litt keine Schmerzen, so rasch kam der Tod und beendete ihr kurzes Leben. Ihr wolltet Eurem Kind zum Geburtstag ihren Herzenswunsch erfüllen und habt ihr diesen Reiturlaub geschenkt. Sie war ganz glücklich darüber und ist so stolz an Euch vorbeigeritten. So starb sie in ihrem Glück. Und das macht Marie-Luises Tod so tragisch und erinnert uns, dass wir in einer zerbrochenen Schöpfung leben, in der der Tod keine Ordnung kennt. Wir werden uns unserer Ohnmacht bewusst und unserer menschlichen Schwachheit. Das berührt auch eigene Todesängste, und wir bitten Gott, dass er Schreck und Angst verwandelt in Hoffnung. Wir wissen, die Welt ist voll vom Zerstörerischen. Aber es ist die bitterste Erfahrung, wenn es uns selbst betrifft. Es ist schwer, wenn wir das Liebste hergeben müssen und doch müssen wir uns demütig beugen und loslassen lernen und uns dem anvertrauen, der unser aller Anfang und Ende ist. Euch war Marie-Luise der Mittelpunkt der Familie. Geboren war sie am 5.März 1991. Ihr habt, als Marie-Luise 2 Jahre alt war, lange und schwer um sie gebangt und gerungen. Ihre schwere Krankheit hatte sie schon mit sich fortgerissen und sie war schon am anderen Ufer. Da habt Ihr sie noch einmal geschenkt bekommen in großer Dankbarkeit. Sie war jetzt schon eine ganz eigene Persönlichkeit und hatte ganz eigene Vorstellungen. Viel Freude hattet Ihr gemeinsam, Ihr Geschwister und Eltern und Großeltern. Für Euch ging von ihr etwas besonders Liebenswertes aus, das auch andere Menschen berührt hat. Ihre Liebe für Pferde aber auch für andere Geschöpfe hat sie besonders gepflegt. Vielleicht mochten ihre Großväter ihr diesen Sinn für Pferde vererbt haben. Sie wusste schon in ihrer Phantasie, wo später ihr eignes Pferd im Pferdestall stehen würde. So war für Marie-Luise dieser Reiturlaub die glückliche Erfüllung eines Wunsches. Sie starb kurz nach Vollendung ihres 11. Lebensjahres. Wir fragen: Warum? Wir suchen nach Antwort im Dunkel und versuchen in Gottes Geheimschrift zu lesen. Doch erst am Ende der Tage wird unser Fragen gestillt im Glanz der göttlichen Wahrheit. Jetzt können Trauer und Klage abfließen in Gottes Schoß. Er gibt uns das Leben als kostbares Geschenk. Das Leben von Marie-Luise war ihr und Euch nach schwerer Krankheit noch einmal geschenkt worden. Neun Jahre durftet Ihr noch mit ihr zusammen sein. Und Jeder einzelne Tag unseres Lebens ist solche geschenkte Lebenszeit, die wir in Dankbarkeit in Gottes schöner Schöpfung verbringen dürfen. Jetzt haben wir den Leib unserer kleinen Schwester draußen auf dem Gottesacker in den Schoß der Erde gelegt. Denn von irdischem Stoff ist der Mensch gemacht. Nur so lange Gottes Hauch in ihm ist, währt das Leben. Dann hört dieses Leben für uns auf. Doch: der Tod hat nicht das letzte Wort. Eine andere Wirklichkeit bricht dann für uns an, unzugänglich für uns jetzt, fern und unverfügbar. Dort im strahlenden Licht von Gottes Ewigkeit, wo die Engel wohnen, dürft Ihr Euer kleines unschuldiges Kind jetzt wissen. Dort ist unsere Schwester jetzt gut aufgehoben und am Ende aller Zeit und Welt, werden wir in einem anderen Leben wieder begegnen. "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die im finstern Lande wohnen, scheint es hell." Das war Marie-Luises Taufspruch. Unsere kleine Schwester ist jetzt im Glanz des göttlichen Lichtes. Wir können es in unserer Dunkelheit nicht sehen, wir können es nur glauben. In der Dunkelheit von Trauer und Schmerz aber ist uns eine Antwort gegeben, die unseren Weg erhellen kann. Das ist Christus in seiner Liebe und sich selbst verströmenden Barmherzigkeit, ein großer Lichtblick in unserem finstern Land. Im Christus drückt der Schöpfer seine Solidarität zu uns Menschen aus, sein Mitgehen und Mitfühlen mit der Welt des Leidens und des Kummers. Mit Jesus Christus hat der Herr das Liebste hergegeben für uns und bestätigt uns damit: alles Unglück, aller Kummer ist aufbewahrt in seinem Plan. Auch Euer Leid und Eure Trauer sind eingebettet in Gottes Liebe. Daraus kann Trost und Kraft zufließen, wo menschliche Worte versagen. So möge Euch das Licht Christi leuchten auf Euren Wegen. Vor Euch liegt eine dunkle und schwere Zeit, in der Ihr das Licht braucht, das Licht ewigen Lebens, in dem Eure Marie-Luise ist. Dort ist alles aufbewahrt, ihr Lachen und ihr strahlendes Wesen, was uns noch begleitet. Das Kinderlied "Meinem Gott gehört die Welt" drückt das aus, mit dem vertrauensvollen Satz: "Und im Leben und im Tod, bin ich dein du lieber Gott." Dass solche Geborgenheit und solches Vertrauen Euch trägt und tröstet und uns alle erreicht, das schenke uns Gott.


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